Wie WOLKERSDORF feiert(e)

Feiern im Jahr 1982

Oder: Vielfalt der Festkulturen

DIE FESTKULTUR DES Jahres 1982 hebt sich von der parteipolitischen Spaltung der Zwischenkriegszeit oder der Vereinheitlichung unter nationalsozialistischen Vorzeichen deutlich ab. Die "Entpolitisierung" der öffentlichen Festkultur, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Gang gekommen war, war offenbar Anfang der achtziger Jahre auch in Wolkersdorf bereits weit fortgeschritten.

DER SCHWINDENDE EINFLUSS ideologischer Gegensätze in öffentlichen Festen hängt vermutlich mit mehreren, zueinander in Wechselwirkung stehenden Veränderungen in der Gesellschaft der Zweiten Republik zusammen: dem sozialpartnerschaftlichen Konsensklima der beiden Großparteien, in dem Polarisierungen weitgehend vermieden wurden; der Individualisierung der Lebensstile, die die Abkehr von kollektiven Leitbildern begünstigte; der Privatisierung der Freizeit, die den Rückzug von öffentlichen Orten förderte; die gesteigerte Mobilität der jüngeren Generationen, die zur Überwindung der Grenzen des jeweiligen Wohnortes beitrug; die Abschwächung des ideologischen Lagerdenkens zugunsten anderer, quer dazu liegender gesellschaftspolitischer Spannungsfelder, etwa des Umwelt-, Geschlechter- oder Generationenkonfliktes.

VOR DIESEM HINTERGRUND bestehen in der Wolkersdorfer Festkultur des Jahres 1982 mehrere Typen von Festen nebeneinander: traditionelle, bäuerlich-katholisch geprägte Feste (z.B. Martiniloben, Kirtag, Fronleichnam), sozialdemokratisch geprägte feste (z.B. Erster Mai), staatsoffizielle, von den Bildungseliten getragene Feste (z.B. Staatsvertragsfeier, Nationalfeiertag), milieuübergreifende, unter dem Aspekt des Vergnügens stehende Feste (z.B. Faschingsumzug). Die "Polarisierung" der Festkultur des Jahres 1929 und deren "Homogenisierung" im Jahr 1939 waren spätestens Anfang der achtziger Jahre einer "Pluralisierung", einem bunten Nebeneinander vielfältiger Festkulturen, gewichen