Wie WOLKERSDORF feiert(e)

HASPINGER-FEIER 1959

Oder: Ringen um eine österreichische Identität

DIE "PATER-HASPINGER-FEIER" FAND am 26. und 27. Juni 1959 in Wolkersdorf und Traunfeld statt. Anlass dafür war die 150. Wiederkehr der Tiroler Freiheitskämpfe 1809, im Zuge derer der Kapuzinerpater Joachim Haspinger einer der bekanntesten Mitstreiter Andreas Hofers war. Haspinger hatte aber auch einen direkten Bezug zu Traunfeld, denn nach seiner Flucht aus Tirol wirkte er dort mehr als zwanzig Jahre lang als Pfarrvikar. In Wolkersdorf wurden die Bezüge zu 1809 dadurch hergestellt, dass in diesem Jahr nacheinander Kaiser Franz I. und Napoleon für kurze Zeit Aufenthalt genommen hatten.

DIE FEIERLICHKEITEN BEGANNEN samstags mit einem "Heimatabend" im Wolkersdorfer Gasthaus Klaus, bei der die Südtiroler Musikkapelle "Peter Haspinger" aufspielte. Sonntag Vormittag folgte der erste Höhepunkt des Festes in Traunfeld, nachmittags der zweite in Wolkersdorf. Prominenz aus Politik und Kirche verlieh der Feier eine besondere Würde. Von kirchlichen Feiern umrahmt, sollten rituelle Akte wie die Enthüllung einer Gedenktafel und die gemeinsame Pflanzung einer Gedächtniseiche in Traunfeld, eine "Heldenehrung" und ein Festzug in Wolkersdorf dem Gedenken über die Festtage hinaus Dauer verleihen.

ÜBER DAS GEDENKEN an die Tiroler Freiheitskämpfer hinaus waren die Feiern in unterschiedliche Zusammenhänge eingebunden. Zum einen handelte es sich um Solidaritätsbekundungen für die deutschsprachigen Südtiroler, die damals um das Autonomiestatut kämpften. Zum anderen handelte es sich um einen interessanten, aber letztlich gescheiterten Versuch konservativer Eliten, über die Figur Hasplinger eine nach Krieg und Nationalsozialismus neu zu schaffende Österreich-Identität zu konstruieren.