Wie WOLKERSDORF feiert(e)

FEIERN IM JAHR 1939

Oder: Uniformierte Festkultur

DIE NATIONALSOZIALISTISCHE FESTKULTUR schloss einerseits als "gemeinschaftsfremd" definierte Personen - etwa "Juden", "Zigeuner", politische Gegner, Behinderte, Homosexuelle - rigoros aus dem öffentlichen Geschehen aus. Andererseits versuchten die NS-Machthaber nach der Machtergreifung in Österreich im März 1938 die Gegensätze, die die verschiedenen politischen Lager in der Ersten Republik und im Austrofaschismus getrennt hatten, zu überbrücken und eine "Volksgemeinschaft" aller "Deutschen" zu formieren.

SO VERSUCHTE DIE NSDAP auch in Wolkersdorf neue Feste wie etwa die "Befreiungsfeier" am 11.März oder den "Führergeburtstag" am 20.April zu schaffen, die politisch noch unbesetzt waren, oder bestehende festliche Anlässe, wie etwa den Erntedank, den Ersten Mai oder den "Muttertag", ideologisch umzupolen. Zudem wollten die NS-Machthaber die in der ländlichen Bevölkerung tief verankerte katholische Festkultur, die etwa im Weihnachts-, oster- oder Fronleichnamsfest zum Ausdruck kam, zurückdrängen.

NACH KRIEGSBEGINN IM im September 1939 änderte sich die Wolkersdorfer Festkultur nachhaltig. Die Zahl der Feste wurde eingeschränkt und deren Charakter an die Anforderungen des Krieges ausgerichtet. Vor dem Hintergrund des Kriegseinsatzes vieler Wolkersdorfer Männer und Burschen traten nun die Veranstaltungen der NS-Frauenschaft und der Hitlerjugend in den Vordergrund, in denen die Frauen und Mädchen vor allem auf ihre Pflichten als (kommende) "Hausfrauen" und "Mütter" gegenüber der "Volksgemeinschaft" hingewiesen wurden. Mit zunehmender Kriegsdauer traten vermehrt "unpolitische" Unterhaltungen, die der Zerstreuung dienten, in den Vordergrund.