Wie WOLKERSDORF feiert(e)

FEIERN IM JAHR 1939

Oder: Uniformierte Festkultur

Die nationalsozialistische Festkultur schloss einerseits alle als "nichtdeutsch" definierten Personen (Juden, Zigeuner, Andersdenkende, Behinderte etc.) rigoros aus. Andererseits versuchte sie nach der Machtergreifung in Österreich im März 1938 die Gegensätze, die die verschiedenen politischen Lager in der Ersten Republik und im Austrofaschismus getrennt hatten, zu überbrücken und eine "Volksgemeinschaft" aller "Deutschen" in den Vordergrund zu stellen. So versuchte die NSDAP, neue Feste zu schaffen, die politisch noch unbesetzt waren, oder bestehende festliche Anlässe ideologisch umzupolen. Zudem wollten die NS-Machthaber die in der ländlichen Bevölkerung tief verankerte katholische Festkultur zurückdrängen.

Die Einbindung der Bevölkerung in die NSDAP, deren Gliederungen und die angeschlossenen Verbände ermöglichte dem NS-System eine zweifache Kontrolle: Einerseits unterlagen die Aktivitäten der Einzelnen im "Dienst der Gemeinschaft" vermehrt einer äußerlichen Kontrolle. Andererseits begünstigte die Einbindung der Einzelnen in gemeinschaftliche Aktivitäten die Verinnerlichung nationalsozialistischer Leitbilder.

Deutsche Volksgemeinschaft, 1. Mai 1939

Deutsche Volksgemeinschaft, 1. Mai 1939

Auch im nationalsozialistischen Kalender nahm der erste Mai eine wichtige Rolle ein. Hier feierte sich die in Reih und Glied und Uniform angetretene "deutsche Volksgemeinschaft" selber. Die Mädchen des Wolkersdorfer "Bundes deutscher Mädchen" (BDM) hatten zur Feier selbst geflochtene Kränze mitgebracht.

Sammlung Schleifer, Wolkersdorf
Maibaum

Maibaum

Der Maibaum links und der Hakenkreuzschmuck rechts zeigen die Verbindung zwischen traditionellem Brauchtum und neuer nationalsozialistischer Ideologie. Damit knüpften die Nationalsozialisten an Bekanntes und Vertrautes an, um ihre neuen Inhalte durchzusetzen.

Sammlung Heidner, Wolkersdorf