Wie WOLKERSDORF feiert(e)

FEIERN IM JAHR 1939

Oder: Uniformierte Festkultur

Das Jahr 1939 bot der Wolkersdorfer NS-Führung immer wieder Anlässe, die Bevölkerung in die vorgestellte "Volksgemeinschaft" einzubinden. Viele dieser Veranstaltungen erschienen als "unpolitisch", so etwa der große Faschingsball mit Musik des Wachbataillons Wien und einer Tombola im Februar 1939. Den Berichten zufolge nahmen viele Wolkersdorfer, vor allem die Jugend, daran teil. Solche Feste hatten trotz ihres "unpolitischen" Charakters eine politische Funktion: Sie sollten, vor allem während der entbehrungsreichen Kriegsjahre, die Alltagssorgen der "Volksgenossen" zerstreuen.

Daneben fanden in Wolkersdorf 1939 aber auch Feste mit politischem Charakter statt. Eines dieser Feste, die die Nationalsozialisten neu ins Leben riefen, war die "Befreiungsfeier" am 11. März 1939 anlässlich der einjährigen Wiederkehr des Einmarsches der Deutschen Wehrmacht in Österreich. Sie begann mit einem Aufmarsch der einzelnen Parteigruppen vor dem Bahnhofplatz, an dem viele Menschen der umliegenden Ortschaften teilnahmen. Nach den Ansprachen örtlicher NS-Funktionäre führte ein Fackelzug durch den ganzen Ort. Feste wie die "Befreiungsfeier" stellten Versuche dar, eine nationalsozialistische Erinnerungstradition zu begründen.

Auch der 50. Geburtstag Adolf Hitlers am 20. April war Teil des nationalsozialistisch geprägten Festkalenders des Jahres 1939. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, die Häuser zu schmücken und zu beflaggen. Die Feierlichkeiten begannen am Morgen mit einem Weckruf der Musik und einem Standkonzert. Am Abend wurden die politischen Leiter der NS-Organisationen im Saal des Gasthauses Eckensberger vereidigt. Unter den Klängen der örtlichen Musikkapelle nahmen über 400 Personen an der Vereidigung teil. Der Kult um die Person Adolf Hitlers stand im Zentrum der Versuche zur Inszenierung einer nationalsozialistischen "Volksgemeinschaft"; er sollte die Bande zwischen "Führer" und "Volksgenossen" für jene und jeden Einzelnen sinnlich erfahrbar machen.

Tuch- und Knotenverleihung

Tuch- und Knotenverleihung

Tuch- und Knotenverleihung" an Mitglieder des "Bundes deutscher Mädchen" am Waldrand bei Wolkersdorf am 20. April 1939. Der Jahrestag von Hitlers Geburtstag wurde in der NS-Zeit stets festlich begangen. Häufig fanden dabei als Initiationsriten auch "Vereidigungen", Auszeichungen oder Mitgliederaufnahmen statt.

Quelle unbekannt.