Wie WOLKERSDORF feiert(e)

STADTERHEBUNG 1969

Oder: Identitätsstiftung durch Ehre

WOHL EINE DER größten und bedeutendsten Feiern Wolkersdorfs fand im Rahmen der Stadterhebung von 20. bis 22. Juni 1969 statt. Drei Tage bemühten sich die Wolkersdorfer Eliten, ein möglichst ruhmreiches Bild der gemeinde nach innen und außen zu vermitteln: Man lud Prominenz ein und vergab Ehrengeschenke, hielt Festreden, veranstaltete Umzüge, ein Feuerwerk, sportliche Wettkämpfe und lockte Besucher mit einer Bezirksweinkost und stimmungsvoller Musik. Die Gäste konnten an der Enthüllung eines Denkmals und der Eröffnung einer Strasse teilhaben und sich in verschiedenen Ausstellungen beispielsweise über Zivilschutz, Bundesbahn und Bundesheer informieren.

DEN FEIERLICHEN HÖHEPUNKT hob man sich bis Sonntag auf, als Landeshauptmann Maure - in Beisein zahlreicher Ehrengäste - dem stolzen Bürgermeister Galler die Stadterhebungsurkunde überreichte und Wolkersdorf somit zur jüngsten Stadt Österreichs erhob. Die für solche Feiern typische Spannung von Abgrenzung und Breitenwirkung wird auch in Wolkersdorf offenkundig: Festakte in denen lokale die Honoratioren im Mittelpunkt standen, verbanden sich mit "volkstümlichen" Elementen

DIE STADTERHEBUNGSFEIER DES Jahres 1969 stellte, genauer besehen, auch die Selbstinszenierung der örtlichen Honoratioren vor den Augen der einheimischen Bevölkerung und der von außen kommenden Prominenz dar. Die Ehre, die der Gemeinde mit der Verleihung des Stadtrechts zuteil wurde, ergoss sich über deren Führungspersönlichkeiten, die die Stadtrechtserhebung mit Geschick eingefädelt hatten. Neben dem Rückblick in die als ruhmreich dargestellte Vergangenheit der Gemeinde spielte in den Ansprachen auch die Vorschau auf die künftige Entwicklung der Region - vor allem die geplanten Gegenmaßnahmen zur Abwanderung der Bevölkerung - eine wichtige Rolle.