Wie WOLKERSDORF feiert(e)

STADTJUBILÄUM 1999

Oder: Zerstreuung für Alt und Jung

AN DEN WOCHENENDEN vom 17. bis 20. Juni und vom 25. bis 27. Juni 1999 feierte Wolkersdorf den 30. Jahrestag der Stadterhebung. traditionellerweise machte eine Festsitzung des Gemeinderates mit Ehrungen verdienter Persönlichkeiten den Anfang. Von Freitag bis Sonntag wurde unter dem Motto "Stadtfestnächte" in Wolkersdorf und den Katastralgemeinden weitergefeiert.

DER ZWEITE TEIL der Feierlichkeiten stand unter dem Motto "Stadtfest im Grünen". Neben den bekannten Schlagerstars "Die Klostertaler" traten i Rahmen des stadtfestes auch Künstler wie Chris Heller und Werner Auer mit ihrem Musical "Olympia" auf. Einen letzten Höhepunkt stellte das "Parkfest" am Sonntag dar. Während für Kinder im Park die Spielkiste aufgebaut wurde, trugen im Schloss die Chöre der Stadt unter dem Motto "Singendes Wolkersdorf" und das Ensemble der Musikschule ihre Stücke vor. Den Abschluss fand das Stadtfest in einem großen Feuerwerk, das kurz vor 22.00 Uhr gezündet wurde und die Nacht ein letztes Mal zum Tag machte.

DIE FEIERLICHKEITEN DES Jahres 1999 unterscheiden sich - trotz aller Gemeinsamkeiten - von jenen der vorangegangenen Stadterhebungsjubiläen durch die Auflösung starrer Formen, die auf mehreren Ebenen fassbar wird: In zeitlicher Hinsicht werden die Feierlichkeiten von bisher einem auf mehrere Wochenenden verteilt; in räumlicher Hinsicht verlagerte sich das Geschehen von den zentralen Festorten auf die Strasse und auf andere Orte im öffentlichen Raum; in sozialer Hinsicht trat anstelle des geordneten Umzugs der Vereine eine bunte Abfolge vielfältiger Gruppierungen in Erscheinung. Mit der zeitlichen, räumlichen und sozialen Auflockerung des Geschehens verändert sich auch der Charakter des Jubiläums: von einem Aufmarsch des "Volkes" unter Regie der öffentlichen Eliten zur Zerstreuung der einzelnen auf der Suche nach Vergnügen, von einer "Feier" zu einem event. schloss einerseits als "gemeinschaftsfremd" definierte Personen - etwa "Juden", "Zigeuner", politische Gegner, Behinderte, Homosexuelle - rigoros aus dem öffentlichen Geschehen aus. Andererseits versuchten die NS-Machthaber nach der Machtergreifung in Österreich im März 1938 die Gegensätze, die die verschiedenen politischen Lager in der Ersten Republik und im Austrofaschismus getrennt hatten, zu überbrücken und eine "Volksgemeinschaft" aller "Deutschen" zu formieren.