Wie WOLKERSDORF feiert(e)

HASPINGER-FEIER 1959

Oder: Ringen um eine österreichische Identität

In diesem identitätspolitischen Zusammenhang stand die Figur Haspinger weniger als Symbol für Südtirol, sondern mehr als Sinnbild des Kämpfers für Freiheit, Gott und Vaterland. So schrieb denn auch Johann Galler als Prolog in der Festschrift zur "Haspinger-Feier": "Allen aber möge in Erinnerung gerufen werden, dass die Freiheit und die Unabhängigkeit der Heimat und des Vaterlandes nur soviel wert ist, als der einzelne dafür zu opfern bereit ist. Wie 1809 möge Österreich immer Mahner und Rufer bleiben zur Freiheit des Geistes, der Person und des Eigentums." Unübersehbar bei den Feierlichkeiten war ferner die Präsenz der Kirche bzw. ihr nahe stehender Verbände.

katholischen Verbände bei der Feier

katholischen Verbände bei der Feier

Die einzelnen Gruppen, die an der "Haspinger-Feier" in Traunfeld teilnahmen, waren durch Tafeln kenntlich gemacht. Das Bild zeigt nur eine kleine Auswahl der beteiligten katholischen Verbände.

Sammlung Wieshofer, Traunfeld.

Angefangen mit der Person Haspingers als kämpferischer Geistlicher über die Feldmesse in Traunfeld und die Segensandacht in Wolkersdorf bis hin zu den Örtlichkeiten, die für die Feiern gewählt wurden - Pfarrhof und Kirche in Traunfeld, Kirchenplatz in Wolkersdorf - die katholische Religion bot für die Feiern den Rahmen und das Bezugssystem.

Der Pfarrhof von Traunfeld

Der Pfarrhof von Traunfeld

Der Pfarrhof von Traunfeld mit dem Relief Haspingers über dem Eingang. Der Pfarrhof wurde von Pater Haspinger 1834 erbauen lassen. Indem die katholischen Vereine des Gerichtsbezirks Wolkersdorf gemeinsam mit den Tiroler Gästen 1959 an diesem Gebäude vorbeidefilierten, schlugen sie jene "vaterländische Brücke" von Ost nach West, die von den "Weinviertler Nachrichten" im Vorfeld der Feierlichkeiten angesprochen wurde.

Sammlung Stadtgemeinde Wolkersdorf.

Signifikant bei den Feierlichkeiten war auch die Mitwirkung der Kameradschaftsbünde. Indem der Kameradschaftsbund u.a. die "Förderung des Wehrwillens", der "Heimatliebe" und des Gottesglaubens auf seine Fahnen geheftet hatte und diese Werte als allgemeingültig und überzeitlich propagierte, wirkte er bei der "Haspinger-Feier" mit an der Konstruktion einer dauerhaften Gemeinschaft Österreich, die die sehr unterschiedlichen Heimaten Monarchie, Erste Republik, Drittes Reich und Zweite Republik im Bild des stets "helden"- und ehrenhaften Soldaten verschmolz. Die Ersetzung des alten, von Prof. Zelezny geschaffenen Wolkersdorfer Kriegerdenkmals, das klar identifizierbar Soldaten der Habsburgerarmee zeigte, im Jahr 1955 durch einen antiken "zeitlosen" Krieger, steht ebenfalls beispielhaft für diese Abstrahierung und "Glättung".

Der Festumzug in Wolkersdorf

Der Festumzug in Wolkersdorf

Der Festumzug in Wolkersdorf am 27.9.1959. Veteranen aus der Habsburgermonarchie auf der Hauptstraße von Wolkersdorf. Dahinter Vertreter der Katholischen Jugend mit Fahne. Die Route des Festzugs war wie bei einem Nationalfeiertag gesäumt von rot-weiß-roten Fahnen an den Häusern.

Sammlung Wieshofer, Traunfeld.