Wie WOLKERSDORF feiert(e)

HASPINGER-FEIER 1959

Oder: Ringen um eine österreichische Identität

Trotz der hohen Teilnehmerzahlen und der anwesenden Prominenz geriet die "Pater-Haspinger-Feier" in Wolkersdorf aber schon bald in Vergessenheit. Pater Joachim Haspinger wurde keine Ikone des neuen österreichischen Selbstverständnisses, der Identitätsentwurf aus Uniform, Tracht und Kutte blieb einer unter mehreren und war nicht allgemein anschlussfähig. Schon ein Blick auf die Honoratioren der "Arbeitsgemeinschaft zur Haspingerfeier" verweist auf manche Gründe dafür. Die Feier wurde fast ausschließlich von katholisch-konservativen Organisationen und Persönlichkeiten gestaltet. Wie wir gesehen haben, war auch die Festregie auf ein konservativ-bäuerliches Publikum zugeschnitten, und die Ästhetik war noch stark von der christlichsozialen Festkultur der Zwischenkriegszeit geprägt. Wie der Kulturhistoriker Wolfgang Kos gezeigt hat, hielten die Fünfziger Jahre in Österreich andere, integrativere und daher erfolgreichere Bildvorräte bereit, die die Gefühlslagen, Bedürfnisse und Wünsche der Bevölkerung noch besser bündelten und mit der Nation Österreich bedeutungsvoll in Verbindung brachten. Auch sie sparten die jüngere Vergangenheit aus; im Gegensatz zur Figur Haspinger wiesen sie aber stärker in die Zukunft und waren an die Leistungen des Wiederaufbaus und beginnenden Wirtschaftswunders gebunden: der Mann mit dem Hammer, der dem Sämann sozialpartnerschaftlich die Hand reicht; Aufwärts-Pioniere, die Strommasten hochklettern; der Ingenieur im Arbeitsmantel, der den Weg weist; die harmonische Kleinfamilie in der Neubauidylle usw.