Wie WOLKERSDORF feiert(e)

FEIERN IM JAHR 1929

Oder: Festkulturen im Konflikt

Die Feste im Umkreis der beiden politischen Lager zeigen bei allen Gegensätzen eine Gemeinsamkeit: Stets ging es darum, die Triebhaftigkeit der Menschen in Zaum zu halten und die Disziplin in deren Köpfen zu verankern. Jedes der beiden Lager strebte die "Erziehung" seiner Anhängerschaft an. Die dabei gültigen Ideale, der "katholische" und der "sozialistische Mensch", glichen einander bei genauerem Hinsehen stärker als es zunächst den Anschein hatte. Das "dritte Lager", die deutschnationale und später nationalsozialistische Bewegung, trat in Wolkersdorf Ende der Zwanziger Jahre weniger stark in Erscheinung. Vielfach wirkte es in der Heimwehr und bei den Sängerfesten mit, an eigenständig deutschnationalen Festanlässen waren für 1929 lediglich eine Sonnwendfeier, veranstaltet vom "Deutschen Turnverein" bzw. die Neukonstituierung der "völkischen" Ferialverbindung "Cheruskia" im Gasthaus Pfaffl zu nennen.

Abseits der parteipolitisch besetzten Feste luden aber auch ideologisch neutrale Veranstaltungen zur Teilnahme. Ein Höhepunkt des Wolkersdorfer Veranstaltungsreigens im Jahr 1929 war wohl die Wertungsfahrt für Kraftfahrzeuge mit 500 bis 600 Motorrädern aus ganz Österreich am 10. Oktober. Nach der Begrüßung durch den Bürgermeister begann die eigentliche Wettfahrt, die ohne Umfälle glatt über die Bühne ging. Danach gab es noch eine kleine Leistungsschau, die der Wolkersdorfer Bevölkerung die Gelegenheit boten, die Motorräder zu bewundern. Wir können annehmen, dass sich vor allem die Burschen und Männer um die Maschinen scharten: Das Motorrad war ihr Traum, das Fahrrad ihre Realität.

Broschüre Gausängerfest

Broschüre Gausängerfest

Festschrift des "Gausänger-Festes" des Sängergaues "Nord-Ost" vom 29.Juni 1929.

Sammlung Nowotny, Wolkersdorf