Wie WOLKERSDORF feiert(e)

ERSTER MAI

Oder: Arbeiterschaft in Bewegung

Um Abhilfe gegen die soziale Not der Industriearbeiter zu schaffen, formulierten die im 19. Jahrhundert entstehenden Arbeiterparteien Parolen und Programme, in deren Mittelpunkt ein umfassender Arbeiterschutz stand. Am Ersten Internationalen Arbeiterkongress in Paris im Jahr 1889 fiel die Entscheidung für eine internationale Kundgebung am 1. Mai 1890. Ursprünglich sollte diese Veranstaltung nur eine einmalige Angelegenheit sein; an eine Institutionalisierung war zu diesem Zeitpunkt noch nicht gedacht. Der formelle Beschluss der Internationalen Arbeiterbewegung, den Ersten Mai als alljährliche Demonstration der Solidarität zu wählen, erfolgte in Brüssel am Zweiten Internationalen Arbeiterkongress 1891.

Im Habsburgerreich wurde der 1. Mai 1890 vor allem in Wien ein Erfolg der Arbeiterbewegung, und in der Folge entwickelte sich der Erste Mai allmählich zum Arbeiterfeiertag.

Am 1. Mai 1918 wurde, obwohl noch immer Kriegsrecht galt, erstmals seit Kriegsbeginn wieder die Arbeitsruhe am Ersten Mai eingehalten. Nach Kriegsende wurde der Ersten Mai zum Staatsfeiertag erklärt. Nach der Ausschaltung des Parlaments erfolgte 1933 das Verbot der Arbeiterdemonstration am 1. Mai. Trotzdem konnte man den "Mai-Spaziergang" auf den Hauptstrassen Wiens nicht verhindern. Nach dem Verbot der Sozialdemokratie versuchte das austrofaschistische System 1934, den Ersten Mai für seine Zwecke in den "Tag der Verfassung- und zur Huldigung der Stände" umzufunktionieren. Während der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft wurde der Erste Mai als "Tag der deutschen Arbeit" ein weiteres Mal mit einem neuen Bedeutungsgehalt versehen. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, am 1. Mai 1945, fanden in Wien bereits erste freie Maidemonstrationen in den einzelnen Bezirken statt. Nach dem Staatsvertrag und mit allmählich zunehmender sozialer Sicherheit in Österreich wurde der Erste Mai immer mehr zu einer grenzüberschreitenden Manifestation für Umwelt-, Friedens- und Abrüstungsfragen sowie für die internationale Durchsetzung der Menschenrechte In der jüngsten Vergangenheit treten wieder parteipolitische Inhalte mehr in den Vordergrund.

Sozialistische Fahnenenthüllung

Sozialistische Fahnenenthüllung

Mitglieder der Wolkersdorfer Sozialdemokratie samt Ehrendamen in den Zwanziger Jahren. Das Foto entstand aus Anlass der Fahnenenthüllung der Ortsgruppe Wolkersdorf des "Republikanischen Schutzbundes", der Wehrorganisation der Sozialdemokraten, 1925.

Sammlung Hagmann Wolkersdorf