Wie WOLKERSDORF feiert(e)

ERSTER MAI

Oder: Arbeiterschaft in Bewegung

Am Ersten Mai überlagerten sich progressiv-proletarische und traditionell-bäuerliche Festkultur - und kollidierten manchmal miteinander. Zur Feiertradition auf dem Land gehörte der Maibaum, um dessen Entstehung sich zahlreiche, mehr oder weniger glaubhafte Geschichten ranken. Manchmal wird der Maibaum mit archaischen Fruchtbarkeitsriten in Zusammenhang gebracht. Vielfach wurden ihm aber auch aktuelle Bedeutungen zugeschrieben, etwa als Symbol für die Gemeinschaft des Dorfes, des Marktes oder der Stadt.

Um den Maibaum, der am Ersten Mai oder in der Nacht davor aufgestellt wird, spielen sich verschiedenste Bräuche ab. Dazu gehören auch die sportlich-spielerische Entwendung des Maibaums einer Nachbargemeinde und die Feier seiner Auslösung mit Freibier durch die Besitzer. In Wolkersdorf gibt es auch Beispiele für das Absägen der Maibäume, wie etwa im Jahr 1920 der sozialdemokratische "Volksbote" berichtete. Am 1. Mai errichtete die sozialdemokratische Jugend einen Maibaum für Dr. Hermann Löw, den Obmann der Wolkersdorfer Sozialdemokratie. Burschen der "Gegenpartei" sägten ihn in der folgenden Nacht um. Am 2. Mai wurde der Maibaum neuerlich aufgestellt, worauf er abermals umgesägt wurde. Die Sozialdemokraten verdächtigten Deutschnationale der Tat. Wer immer auch hinter diesen "Attentaten" steckte: Sie zeigen, dass sich "unpolitisches" Brauchtum und parteipolitische Agitation fallweise überlagerten. Den Nationalsozialisten galt der Maibaum als Symbol der "Volksgemeinschaft", die Errichtung des Maibaums wurde groß gefeiert. Dennoch steht die Tradition des Maibaum-Aufstellens und -Kletterns in den meisten Fällen außerhalb der parteipolitischen Kontroversen; viel eher spielen lokalpatriotische Rivalitäten zwischen den Burschen benachbarter Ortschaften eine Rolle. Neben den Sozialdemokraten traten in Wolkersdorf auch der katholisch-deutsche Burschenverein, die Gemeinde und in den letzten Jahrzehnten die Freiwillige Feuerwehr als Maibaum-Aufsteller in Erscheinung.

Kletterer

Kletterer

Der Obersdorfer Meisterkletterer Theodor Vogt hat die Glocke erreicht und rutscht den glatten Stamm hinunter. Damals wie heute ist das Maibaumklettern in Wolkersdorf eine Domäne der Burschen aus Obersdorf...

Sammlung Galler, Wolkersdorf.
Schnitzen

Schnitzen

Das Schälen und Aufstellen der Maibäume ist traditionell Männersache.

Sammlung Stadtgemeinde Wolkersdorf.