Wie WOLKERSDORF feiert(e)

ERSTER MAI

Oder: Arbeiterschaft in Bewegung

Herr X, politisch der Sozialdemokratie fernstehend, sagt zum 1. Mai:

„...Naja, der Erste Mai ist immer gefeiert worden von der Sozialistischen Partei, die haben Radl gehabt, und da haben sie die Schärpen reingemacht, und einer ist vorn mit der Blasn gefahren und hat geblasen: Trara, und die sind ihm mit dem Radl nachgefahren. Und beim Wirten haben sie Halt gemacht. Mit Badehosen und alles mögliche sind sie gekommen, auch Damen, die eigentlich mit einem Kleid besser gewirkt hätten, weil sie breit gebaut waren...“

Frau Y. erzählt über die Maiaufmärsche der Nachkriegszeit folgendes:

„... Erster Mai? Na bitte! Die SPÖ ist in Wolkersdorf immer marschiert, und wir haben das Fenster offen gehabt. Und mein Enkel hört die Musik und schreit: ‚Oma, die Roten kommen schon!’ Sie sind vorbeimarschiert und haben eine Kundgebung gemacht. Also, ich kann nix sagen, wir sind net das! Die alte Frau nebenan ist zwar nicht mitmarschiert, aber hat sie finanziell unterstützt ... „

Herr Z., aktiver Maimarschierer der Nachkriegszeit, erzählt vom Ersten Mai folgendes:

„...Schon früh am Morgen begannen die Vorbereitungen für die Feier. Die Kinder versammelten sich am Ort, wo die Transparente gelagert waren. Später kamen die Älteren dazu, und schon dort begann das so genannte ‚Vortrinken’. Dann haben sie sich formiert und meist der Ortsobmann hat die Gruppe angeführt, mit Transparenten und Ortsfahnen. Man ging in Begleitung einer Musikkapelle durch den Ort und besuchte den Bürgermeister und Vizebürgermeister und spielte ihnen vor. Am Schluss hat die Kundgebung am Hauptplatz stattgefunden.“

Sammlung Projektgruppe „Wie Wolkersdorf feiert(e)“, Wien