Wie WOLKERSDORF feiert(e)

FRONLEICHNAM

Oder: Katholische Kirche in Bewegung

Das Fronleichnamfest findet regelmäßig am Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitsfest (erster Sonntag nach Pfingsten) statt. Es feiert die Eucharistie als Opfer, Kommunion (Opferspeise) und - wegen der Realpräsenz Christi im Tabernakel - zugleich als Gegenstand der Anbetung. Die Anregung zu diesem Fest entstammt einer Vision der Augustinernonne Juliana von Lüttich (+ 1258) und wurde im Bistum Lüttich 1246 eingeführt. Am 11. August 1264 erhob Papst Urban IV. Fronleichnam als "Fest des Leibes Christi" - im Deutschen mit dem Wort "vronláchnam" (Herrenleib) wiedergegeben - zum allgemeinen kirchlichen Fest, und 1317 wurde es unter Papst Johannes XXII. endgültig weltweit angeordnet. Seinen besonderen Charakter erhielt Fronleichnam durch die Prozession, die schon 1279 durch Köln zog.

Fronleichnamsprozession in der Adlergasse

Fronleichnamsprozession in der Adlergasse

Fronleichnamsprozession in der Adlergasse, Zwischenkriegszeit. Die Mädchen am linken Bildrand tragen breit gefächerte Zweige der sogenannten Siegespalme. Die Buben tragen auf Stangen einige der Marterwerkzeuge Jesu. Diese Stangen und Werkzeuge wurden laut Karl Krexner Ende des 19. Jahrhunderts vom Wolkersdorfer Drechslermeister Fischer hergestellt und gemeinsam mit einer Dornenkrone aus Jerusalem seit damals in der Prozession mitgetragen. Zu den übrigen Leidenswerkzeugen zählen Geißel, Lanze, Schwamm, Leiter, Hahn und Nägel.

Sammlung Bernd Semrad, Wolkersdorf.

In Gestalt der geweihten Hostie wird Christus selbst durch Stadt und Flur geführt. Der real präsente Gott wird sichtbar, er verlässt das "fanum" (lat. Tempel, Allerheiligstes) und durchzieht das "profanum" (das dem Allerheiligsten Vorgelagerte). Zu diesem Zweck entstand nicht nur die Monstranz - ein sichelförmiges Schiffchen, in das die Hostie eingesteckt wird -, sondern auch der Baldachin, der Tragehimmel, ursprünglich ein Herrschaftszeichen der Monarchen, wurde für kultische Zwecke übernommen. Vor allen seit der Gegenreformation stellten die Katholiken mit großem Aufgebot ihren Glauben zur Schau. Diakone, Priester, Nonnen, Mönche und Messdiener zogen mit Fahnen, Schellen und Weihrauch, begleitet von Honoratioren und Erstkommunikanten, Gruppen von Frauen und Männern, geordnet nach Ständen, Verbänden, Bruderschaften und Vereinen durch Stadt und Land. Betend und singend begleiteten sie das Allerheiligste durch festlich geschmückte Straßen. Die Prozession endet mit einem feierlichen Gottesdienst.