Wie WOLKERSDORF feiert(e)

FRONLEICHNAM

Oder: Katholische Kirche in Bewegung

Herr X., Jahrgang 1919, über die Fronleichnamsprozession:

"Zu Fronleichnam gibt es immer eine Prozession. Die ganze Ortschaft geht mit, die Vereine, die katholischen Vereine, die Studentenvereine – die Herulia – der Reichsbund, und anno dazu mal war der Burschenverein, der Reichsbund, die christlich-deutsche Turnerschaft und die Ortsblaskapelle, die Feuerwehr, die Bauern und die Weinhauern, die sind separat gegangen mit der Hauerfahne. Naja, der Kirchenchor ist mitgegangen, die Feuerwehr hat den Himmel getragen und ist marschiert, und die Böhmen sind auch marschiert – es waren ja viele Böhmen bei uns! Wenn’s g’sungen haben "den Heiland ist erstanden!" statt der Heiland, das war ein Theater! Und wir haben alle gebrüllt. [...]"

Von 1921 bis 1931 war Monsignore Rudolf Wimmer Pfarrer von Wolkersdorf. Zu Beginn seiner Tätigkeit in Wolkersdorf war er mit der Disziplin bei der Fronleichnamsprozession höchst unzufrieden. 1924 notiert er über die bislang teils chaotischen Zustände beim "Umgang":

"In die Fronleichnamsprozession kommt doch langsam einige Ordnung. Weil dieselbe erst am Sonntag nach dem Fronleichnamstage gehalten wird, beteiligen sich an ihr auch die Bewohner umliegender Ortschaften als Zuschauer. Es war früher ein ewiges Auf- und Abgehen, selbst in der Nähe des Allerheiligsten. Die Burschen bei der Hauerfahne machten bei jedem Gasthause Halt und stärkten sich. Das habe ich abgestellt und nur eine einzige Station beim Gasthaus Pfaffl gestattet. Durch Ordner aus dem christl. Turnverein wird für den Anschluss der einzelnen Gruppen gesorgt und beim Allerheiligsten ein Riegel gezogen, der wenigstens dort Ruhe schafft."