Wie WOLKERSDORF feiert(e)

FRONLEICHNAM

Oder: Katholische Kirche in Bewegung

Fronleichnam erfreut sich - wie die meisten katholischen Feste - heute nicht mehr der gleichen Beliebtheit wie noch in den Sechziger und Siebziger Jahren. Insbesondere die Zahl der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen ist in Wolkersdorf stark rückläufig. Einer der vielen Gründe hierfür dürfte wohl in der sinkenden Prägekraft der katholischen Institutionen und Vereine zu suchen sein. Die in manchen Bevölkerungsteilen Wolkersdorfs allmählich steigende Gleichgültigkeit gegenüber dem Fronleichnamsfest lässt sich auch am fehlenden Schmuck der Häuser feststellen, an denen die Prozession vorbeiführt. Noch vor bis etwa zehn Jahren waren in Wolkersdorf am Fronleichnamstag die Fenster dieser Häuser mit Blumen, Kerzen und Heiligenbildern dekoriert gewesen.

Diese inzwischen weitgehend verschwundene, indirekte Form der Anteilnahme am "Umgang" und die dadurch zum Ausdruck gebrachte Anerkennung des Werte- und Ordnungssystems, für das Fronleichnam steht, kommen immer mehr ab. Diesen und anderen Veränderungen des Festes Fronleichnam im Verlaufe des 20. Jahrhunderts steht jedoch eine wahrhaft erstaunliche Konstante gegenüber. Während des gesamten Untersuchungszeitraums bildeten die Hauerburschen mit der Hauerfahne einen festen, ja einen zentralen Bestandteil der Fronleichnamsprozession.

Die Hauerburschen und der Pfarrer

Die Hauerburschen und der Pfarrer

Die Hauerburschen mit Schärpe und weißen Handschuhen bei Pfarrer Ponweiser, Anfang Siebziger Jahre. Das Foto zeigt das rituelle Bedanken der Hauerburschen beim Pfarrer nach der Prozession. Links neben Pfarrer Ponweiser steht der damalige Hauptstangenträger mit dem Traubenkranz, Gottfried Haindl.

Sammlung Gaßer, Wolkersdorf.

Im Gefolge der gewaltigen Veränderungen in der Landwirtschaft seit den späten Fünfziger Jahren ist es in Wolkersdorf allerdings nicht mehr möglich, die für das Tragen der Fahne nötigen acht Hauerburschen aufzutreiben. Sogar das ehrenvollste Amt des sogenannten "Hauptstangenträgers" wird nun mitunter auch von Branchefremden ausgeübt.