Wie WOLKERSDORF feiert(e)

FRONLEICHNAM

Oder: Katholische Kirche in Bewegung

In Wolkersdorf findet die Fronleichnamsprozession traditionellerweise erst am Sonntag nach dem Fronleichnamstag (Donnerstag) statt. Bemerkenswert ist überdies die lange Dauer der Fronleichnamsfeier in Wolkersdorf, von acht Uhr morgens bis etwa halb zwölf Uhr mittags. Dies liegt wenigstens zum Teil an der relativ langen Strecke der Prozession. Der "Umgang", wie die Fronleichnamsprozession von der Ortsbevölkerung oft bezeichnet wird, folgte zumindest seit dem Zweiten Weltkrieg einer nur unwesentlich veränderten Route. Er verband die zwei ältesten Ortsteile von Wolkersdorf, den eher agrarisch geprägten "Alten Markt" jenseits der Brünnerstraße und den "Neuen Markt", das Geschäftsviertel mit der Hauptstraße und der Kirche. Nach dem Hochamt in der Pfarrkirche formierte sich zumindest bis Ende der 1950er Jahre der Zug in der Kirchengasse (heute findet das Hochamt bei der Dreifaltigkeitssäule statt und der "Umgang" führt durch die Friedhofsgasse) und bewegte sich die Kaiser-Josef-Straße entlang bis zum ersten der vier Altäre bei Josef Pfaffl, Nr. 8. Dann überquerte die Prozession die Brünnerstraße, durchlief die Klostergasse und machte beim zweiten Altar an der Ecke Adlergasse/Mühlgasse (Familie Rötzer) Halt.

Altar bei der Schlosserei Hrebenda

Altar bei der Schlosserei Hrebenda

Fronleichnamsprozession 1931, Ecke Kaufhaus Söllinger, beim Überqueren der Brünnerstraße in die Klostergasse. Die Buben in der Bildmitte tragen eine Jesukindstatue aus dem Südtiroler Grödnertal, die laut Karl Krexner 1889 vom Katholischen Schulverein erworben worden und seit damals beim "Umgang" mitgetragen wurde. 1889 seien laut Krexner auch die Wolkersdorfer Drechslermeister Fischer hergestellten Leidenswerkzeuge angekauft und gemeinsam mit einer Dornenkrone aus Jerusalem seit damals in der Prozession mitgetragen worden. Auch noch 1931 wurden die Marterwerkzeuge Christi auf kleinen Pölstern mitgetragen. Im Vordergrund sind die weiß gekleideten Mädchen zu sehen, die die von den Pölstern herunterhängenden weißen Schleifen trugen.

Sammlung Heidner, Wolkersdorf.

Etwa seit den Achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts befindet sich dieser Altar schräg vis á vis beim Haus der Familie Pleil in der Adlergasse 32. Am Ende dieser Gasse querte der Zug abermals die Brünnerstraße und mündete in die Hauptstraße. Der dritte Altar befindet sich seit etwa Ende der Dreißiger Jahre in der Einfahrt des Hauses Emmerich Hrebenda, Nr. 15, davor war er beim großen Kaufhaus des Konrad Wild, Nr. 31, untergebracht.

Der dritte Altar

Der dritte Altar

Der dritte Altar in der Einfahrt der Schlosserei Emmerich Hrebenda, 1979. Der stolze Geschäftsinhaber steht gleich links neben dem Altar.

Sammlung Stadtgemeinde Wolkersdorf.

Am Gemeindeamt vorbei strebt der "Umgang" dann nach wie vor dem vierten Altar am Kirchenplatz bei der Dreifaltigkeitssäule zu. Die Anzahl der Altäre ist von den vier Evangelisten abgeleitet. Die Altäre sind reich mit Feldblumen geschmückt und durch Haselnuss- und Birkenstauden gekennzeichnet. Bei jedem der Altäre wurde ein Evangelium verlesen.

der vierte Altar

der vierte Altar

Der vierte Altar an der Dreifaltigkeitssäule am Kirchenplatz. Die großen Brillen der Dame am linken Bildrand legen die Datierung des Fotos auf die Siebziger Jahre nahe.

Sammlung Stadtgemeinde Wolkersdorf.